Ein Drittel aller Lebensmittel wird weggeworfen. Das muss nicht sein!

MÜLLVERMEIDUNG

Abgelaufene oder übrig gebliebene Lebensmittel wegwerfen war gestern. Heute spenden viele Unternehmen und Restaurants Speisen und Lebensmittel an karitative Organisationen oder machen damit sogar noch ein Geschäft, indem sie gewinnbringend abverkauft oder wiederverwertet werden

Viele Restaurants und Supermärkte, aber auch Bäckereien, Tankstellen- und andere Convenience-Shops, die Lebensmittel anbieten, haben oft ein Problem mit übrig gebliebenen Waren. Nicht mehr ganz frisches Obst, Gemüse, Backwaren oder frisch produzierte Snacks sind schon nach einem Tag im Shop oder der Verkaufsvitrine kaum mehr verkäuflich. Auch Produkte, deren Mindesthaltbarkeitsdatum fast erreicht oder bereits überschritten ist, sind nur mehr schwer an den Mann und die Frau zu bringen, obwohl die Waren qualitätsmäßig noch einwandfrei sind. Einer Schätzung des WWF zufolge, die gemeinsam mit dem Institut für Abfallwirtschaft der Universität für Bodenkultur (Boku) erstellt wurde, landen 521.000 Tonnen genießbare Lebensmittel jährlich im Müll. Ein beträchtlicher Teil davon wird von Restaurants, Supermärkten und Convenience-Shops verursacht. Ein Umdenken findet jedoch statt. Nachhaltiges, müllvermeidendes und ressourcenschonendes Wirtschaften ist das Gebot der Stunde und immer mehr Unternehmen finden unter diesen Prämissen auch Möglichkeiten, dies positiv zu vermarkten – imagemäßig und oft auch monetär. Und die Kunden haben meist auch noch einen Vorteil davon. Eine klassische Win-win-Situation also. Doch welche Möglichkeiten gibt es nun genau, frische oder frisch zubereitete Lebensmittel statt wegzuwerfen am gleichen oder nächsten Tag noch sinnvoll zu verwerten bzw. Lebensmittelmüll zu vermeiden?

Die Schulung der Mitarbeiter für die Vermeidung von Lebensmittelresten ist die wichtigste Maßnahme, um keinen Lebensmittelmüll zu produzieren.

Mag.a Michaela Knieli,
Ernährungsberaterin,
Die Umweltberatung

Spenden an karitative Organisationen

Geld verdient man damit zwar nicht, aber eine Lebensmittelspende an eine karitative Organisation ist immer noch besser, als die Lebensmittel in die Mülltonne zu werfen. Damit wird Gutes getan und auch noch Zeit und Mühe für die Entsorgung gespart. Die Abnehmer von Lebensmittelspenden sind über ganz Österreich verstreut. Eine Liste findet sich beispielsweise unter www.umweltberatung.at. Die Lebensmittel werden von einigen Organisationen zur Zubereitung von Speisen verwendet, die an Obdachlose und andere Bedürftige täglich kostenlos ausgegeben werden. Die gespendeten Waren werden oft auch direkt an Sozialmärkte weitergegeben, in denen nur benachteiligte und einkommensschwache Personen einkaufen dürfen. In kleineren Ortschaften ist auch die Unterstützung von ortsansässigen bedürftigen Einzelpersonen oder Familien denkbar. Der Fantasie sind dabei kaum Grenzen gesetzt. Als Unternehmen kann man auch bei foodsharing.at mitmachen und als Food-sharer Essenskörbe anbieten und diese von sogenannten Foodsavern abholen lassen oder selbst zu einer „fairteiler“-Station bringen. Bei der Foodsharing-Initiative, die 2012 in Berlin gegründet wurde, sind in Deutschland, der Schweiz und Österreich inzwischen über 200.000 Nutzer registriert. Laut Ernährungswissenschafterin Mag.a Michaela Knieli von DIE UMWELTBERATUNG ist es allerdings nicht immer einfach, Abnehmer für alte oder abgelaufene Lebensmittel zu finden. Sie empfiehlt daher, eher durch gute Bedarfs- und Einkaufsplanung schon von vornherein Lebensmittelmüll zu vermeiden.

Gute Planung und hohe Flexibilität

Gut geplant ist halb gewonnen. Wenn belegte Brötchen, Wurstsemmeln oder andere Fertig-Snacks hergerichtet, Wurst und Käse aufgeschnitten oder Salate abgepackt werden, sollte die Tagesmenge vorab gut überlegt werden. Oft gilt es dabei, äußere Einflüsse wie das Wetter, anstehende Veranstaltungen oder einen hohen/niedrigen Benzinpreis zu berücksichtigen, damit die Besucherfrequenz im Shop abgeschätzt und die angemessene Menge an Snacks produziert wird. Die Mitarbeiterschulung spielt dabei eine große Rolle. „Wenn Mitarbeiter wissen, dass rund ein Drittel aller produzierten Lebensmittel im Müll landet und dieser Müll unser Klima und die Umwelt stark belastet, entwickeln sie eher ein 

Bewusstsein dafür, die von ihnen produzierte Menge an kalten und warmen Snacks an den zu erwartenden Tagesbedarf anzupassen“, erläutert Knieli. Sollte trotzdem am Nachmittag absehbar sein, dass Restmengen übrig bleiben, gilt es, flexibel zu handeln. Zum Beispiel durch 1+1-Mengenabgaben, einen attraktiven Abend- bzw. Restmengenrabatt oder das Umpacken von Single-Kleinpackungen in Familien-Großpackungen. Bleibt zum Beispiel Obst übrig, kann dieses zu leckeren Smoothies verarbeitet werden, die dann am nächsten Tag verkauft werden können. 

Der Abverkauf oder die Wiederverwertung von übrig gebliebenen Lebensmitteln ist vielerorts schon gang und gäbe. Im Supermarkt genauso wie in Bäckereien und vermehrt eben auch in Tankstellen- und anderen Convenience-Shops. Auch Online-Shops wie beispielsweise www.gurkerl.at sind strenge Verfechter der Müllvermeidung durch Lebensmittel. Im eigenen Homepage-Menübereich „Rette Lebensmittel“ werden ausschließlich Produkte deutlich preisreduziert angeboten, deren Verfallsdatum schon recht nahe ist.

Too Good To Go – ein neues Konzept

Eine völlig neue Möglichkeit, mit Restmengen von Lebensmitteln noch ein gutes Geschäft zu machen, bietet in Österreich seit dem Vorjahr das dänische Unternehmen Too Good To Go. Knapp 1.500 österreichische Restaurants, Bäckereien, Supermärkte und auch Tankstellen-Shops sind derzeit schon Partner der Bewegung, die sich weltweit dem Kampf gegen die Lebensmittelverschwendung verschrieben hat. Mehr als 500.000 Österreicher haben das Angebot von Too Good  To Go bis jetzt zumindest einmal genutzt und täglich werden es mehr. Die Idee ist so einfach wie genial. Das Start-up bietet Lokalen und Geschäften an, Speisen und Lebensmittel, die sonst nach Geschäftsschluss entsorgt würden, günstig an Nutzer der Too-Good-To-Go-App in Form von Überraschungspaketen zu verkaufen. Angemeldete User können die mengenmäßig begrenzten Pakete über ihre App auswählen, kaufen und während eines fix definierten Zeitfensters im Shop oder Restaurant abholen. Die Preisrange der Restmengen-Lebensmittel-Pakete oder übrig gebliebenen Speisen reicht von 1,99 Euro bis 4,99 Euro. Zumeist weiß der Käufer nicht, was im Sack genau drinnen ist, er kann sich aber darauf verlassen, dass es zumindest den dreifachen Verkaufswert dessen hat, was dafür bezahlt wurde. Neben der einwandfreien Lebensmittel- und Speisen-Qualität ist dies eine der Voraussetzungen, um Too-Good-To-Go-Partner zu werden und zu bleiben. Der Preisvorteil für die User liegt auf der Hand. Die Vorteile für die Partner sind vielfältig. Keine Essensreste, keine Entsorgungskosten, kein schlechtes Gewissen. Und da ein vorwiegend jüngeres Publikum die App nutzt, können potenzielle Stammkunden gewonnen werden – vorausgesetzt die Qualität der Speisen und Überraschungspakete stimmt auch.

Lekkerland unterstützt Sie gerne bei der Bedarfs- und Einkaufsplanung von Lebensmitteln und frisch zubereiteten Snacks.

Zu Hause kann man
Gutes aus bereits abgelaufenen
Waren kochen.

Informationen zur Müllvermeidung, ökologischen Speisenplanung und zu anderen Bereichen für eine nachhaltige Firmenstrategie erhalten Sie unter:

DIE UMWELTBERATUNG
+43 (0)1 8033232
www.umweltberatung.at/betriebe