Sind die TankstellenShops für den Winter gerüstet? Billig Tanken alleine ist zu wenig!

Man muss kein Prophet sein, um für die nächsten Monate auch für Tankstellenshops und Convenience-Shops eine schwierige Zeit vorauszusehen. Denn weniger Touristen und ein insgesamt vermindertes Mobilitätsverhalten durch Kurzarbeit, Homeoffice und Corona-Ansteckungsangst bedeuten auch weniger Frequenz an den Tankstellen und in den Shops. Doch wie schätzen Eigentümer und Pächter von Tankstationen das Winter-Shop-Geschäft ein? Und wie werden sie agieren bzw. auf kurzfristig geänderte Situationen reagieren? Im Interview geben Tankstellenbetreiber Antworten darauf.

Billige Tankstellen, die nur Treibstoff anbieten, werden von weniger Verkehr auf den Straßen mehr getroffen als Tankstellen mit Tankstellenshops, die ihre Geschäftsfelder weiter gefasst haben. Weniger Autos auf den Straßen heißt weniger Treibstoffverbrauch und damit auch weniger Umsatz. Laut der Studie „Die Tankstellen im Jahr 2030“ der WU Wien mit dem Fachverband der Garagen, Tankstellen und Serviceunternehmungen ist die Erweiterung der Geschäftsfelder genau das, was eine Tankstelle der Zukunft ausmacht. Verschiedene Geschäftsfelder heißt nämlich neben mehr Serviceleistungen auch breitere Risikostreuung und mehr Einnahmequellen. Die Visionen für die Tankstelle 2030 gehen in der Studie weit über den aktuell modernen Mobilitätsversorger (z. B. Tankstelle, Shop, Bistro, Werkstatt, Waschstraße) hinaus. In einem Szenario ist die Tankstelle der Zukunft zusätzlich auch Logistikhub, samt Drohnenlandeplatz und Paketverteiler. „Günstig tanken“ alleine ist zu wenig – „clever tanken“ kann mehr. In anderen Szenarien sind Tankstellen Wohlfühloasen mit Lounge-Charakter, die für Tankstellenclubmitglieder unter anderem hochwertige Gastro-Services, Powernap-Station, Fitness- und Work-Zonen usw. anbieten.

Das Zukunftszenario: Vollautomatische 24h Tankstellen

Dein Shop Plus: Herr Dr. Gosewinkel, wie schätzen Sie die Situation für Ihr Winter-Shop-Geschäft ein?

Dr. Gosewinkel: Natürlich sind viele von uns als Store-Plus-betreute Tankstellen in Österreich durch die aktuelle Covid-19-Situation betroffen. Durch rechtzeitiges Agieren und mit diversen Maßnahmen, die wir mit den Stationseigentümern gemeinsam schnell umgesetzt haben, sind wir aber bis dato so weit recht gut durch diese Krise gekommen. Für den Winter erwarten wir vor allem sowohl bei Tankstellen in den westlichen Tourismus-Gegenden als auch auf den Transitrouten einen Rückgang im Shop-Geschäft. Dies vor allem aufgrund des erwarteten reduzierten Reiseverkehrs. Dies trifft aber mehr einzelne lokale Stationen. Österreichweit schätzen wir die Situation aus aktueller Sicht nicht ganz so

negativ ein, wenngleich natürlich auch wir keine Glaskugel haben und jede Woche die Situation neu bewerten werden müssen.

Dein Shop Plus: Gibt es bei Ihnen Kon-
zepte gegen den voraussichtlichen Covid-19-bedingten Tourismusrückgang und wenn ja, welche?

Dr. Gosewinkel: Ein generelles Konzept kann es für eine solche Situation nicht geben. Jede betroffene Tankstelle hat sehr individuelle Punkte und Aktionen, die vor Ort lokal mit dem Betreiber besprochen und umgesetzt werden. Auch hier muss man oft schnell, flexibel, aber auch manchmal unkonventionell arbeiten. Vereinfacht gesagt kann man bei einer rückgängigen Transaktionsanzahl natürlich nur versuchen, die Bonsumme zu steigern.

Dr. Marc Gosewinkel, Geschäftsführer der Store Plus GmbH

Dein Shop Plus: Herr Mikes, wie schätzen Sie die Situation für Ihr Winter-Shop-Geschäft ein? 

Karl Mikes: Aus jetziger Sicht ist „noch“ alles in Ordnung. Jedoch müssen wir alle jetzt von Woche zu Woche schauen. Es ist ein durchaus mögliches Szenario, dass uns speziell im Shop-Bereich viel an Umsatz wegbrechen könnte. Eine genaue Abschätzung für die nächsten Monate ist sehr schwierig. Natürlich hoffen wir das Beste.

Dein Shop Plus: Gibt es bei Ihnen Konzepte gegen den voraussichtlichen
Covid-19-bedingten Tourismusrückgang
und wenn ja, welche? 

Karl Mikes: Da ist die Rechnung ganz einfach – weniger Autos auf den Straßen bedeutet weniger Umsatz für unseren Betrieb. Das heißt, dass wir schlimmstenfalls unser Personal reduzieren müssten und vorübergehend die Öffnungszeiten drastisch einschränken müssten. Alturlaube abbauen wird auch nicht ausbleiben.

Karl Mikes,
Geschäftsführer der
OMV-Tankstelle
in Kirchschlag (NÖ)

Andreas Weber,
Geschäftsführender
Gesellschafter der AVIA-
Station Gmünd (NÖ)

Dein Shop Plus: Herr Weber, wie schätzen Sie die Situation für Ihr Winter-Shop-Geschäft ein? 

Andreas Weber: Grundsätzlich gibt es einen Frequenzrückgang sowohl beim Tanken als auch in der Gastronomie. Und weniger Frequenz an der Station heißt für uns natürlich auch weniger Umsatz im Shop. In unserem Motel sind vor allem Berufsreisende da, aber auch hier weniger als

üblicherweise. Für den Winter erwarten wir diesbezüglich keine wesentlichen Veränderungen, solange wir alles offen halten dürfen. Ein neuerlicher Lockdown würde vor allem das Tankstellen-, Gastronomie- und Motelgeschäft treffen. Das Shop-Geschäft leidet am wenigsten darunter, zumindest war das beim ersten Lockdown im Frühjahr der Fall.

Dein Shop Plus: Gibt es bei Ihnen Konzepte gegen den voraussichtlichen Covid-19- bedingten Tourismus- bzw. Mobilitätsrückgang und wenn ja, welche? 

Andreas Weber: Unser Konzept heißt Mobilitätsversorger statt reine Tankstelle. Wir sind mit unserer Tankstelle, dem Café Restaurant Pipeline, dem FairSleep Motel, dem Shop und dem Waschcenter breit aufgestellt. Zu Zeiten Maria Theresias wären wir eine Postkutschenstation gewesen, die dem Kutscher, den Reisenden und den Pferden Rundumversorgung bietet. Das heißt, wir begleiten Menschen in ihrem Mobilitäts- und Reiseverhalten umfassend. Sie können ihr Auto tanken, ein Frühstück einnehmen, sich im Shop mit Snacks versorgen und ihr Auto waschen lassen. Wir sind überzeugt davon, dass das die Erfolgsstrategie für die Zukunft ist und uns auch die Corona-Pandemie besser bewältigen lässt.

Dein Shop Plus: Herr Denk, wie schätzen Sie die Situation für Ihr Winter-Shop-Geschäft ein?

Wolfgang Denk: Die Situation ist nicht sonderlich ermutigend. In unmittelbarer Nähe haben wir einen großen Mitbewerber erhalten. Das Wintergeschäft hat in den letzten Jahren speziell am Wochenende nachgelassen – wir haben ja keine richtigen Winter mehr in den Voralpen. Und zu guter Letzt kam auch noch das Virus Covid-19, welches das Geschäft auch nicht wirklich beflügelt.

Dein Shop Plus: Gibt es bei Ihnen Konzepte gegen den voraussichtlichen Covid-19- bedingten Tourismus- bzw. Mobilitätsrückgang und wenn ja, welche? 

Wolfgang Denk: Wir beobachten seit geraumer Zeit den Markt und machen eigene Analysen. Eine endgültige Beurteilung der Lage werden wir zu Jahresende machen. Das Tankstellen-Geschäft hat enge Grenzen, der Treibstoff-Verkauf alleine ist auf alle Fälle wenig attraktiv und punktet nur als Frequenzbringer. Wir stützen uns zusätzlich auf unser Bistro, die Kraftfahrzeug-Werkstätte, die Prüfstelle, den Zweirad-Ersatzteilverkauf und den stark expandieren-
den Fahrradhandel.

Wolfgang Denk,
Geschäftsführer der Shell-Station
in Wilhelmsburg (NÖ)

Durch Diversifikation, also die Verteilung der Umsatzquellen auf mehrere Geschäftsbereiche, können Einnahmerückgänge im reinen Tankgeschäft kompensiert werden.

Ein attraktiver Shop-Bereich, mit Bistro und einem qualitativ hochwertigen Food-Service, ist eine Möglichkeit dafür.