Der Wintertourismus stellt sich neu auf

Um einen sicheren Wintertourismus zu gewährleisten, müssen einfache Corona-Sicherheitskonzepte entwickelt und diese offen kommuniziert werden. Wenn alle Akteure einheitlich handeln und bereit sind, Maßnahmen zu unterstützen, um Menschenansammlungen zu vermeiden, ist ein weiterer wichtiger Schritt getan. Viele dieser neuen Maßnahmen können längerfristig sogar die Qualität der Angebote erhöhen und die Attraktivität und Ertragslage in den Wintersportorten steigern.

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iese Erkenntnisse leiten sich aus den Ergebnissen eines Forschungsprojekts ab, das vom Center for Social and Health Innovation (CSHI), am Management Center Innsbruck (MCI), durchgeführt wurde. Das von Tirol und Vorarlberg geförderte Forschungsprojekt „COVID-19 – Risikomanagement Wintersaison 2020/2021“ konnte im Oktober, nach zwei intensiven Forschungsmonaten, Handlungsempfehlungen für den westösterreichischen Tourismus präsentieren. „Die notwendigen Sicherheitsabstände und Verhaltensweisen gilt es zu organisieren und nach Möglichkeit mit einem Qualitätsgewinn für alle Beteiligten zu verbinden. Aber damit hier alle an einem Strang ziehen, gibt es noch einiges zu tun“, erklärt Siegfried Walch, Leiter des MCI-Departments Nonprofit-, Sozial- und Gesundheitsmanagement. „Ein von allen getragenes Risikomanagement für den Wintertourismus hilft uns auch in anderen gesellschaftlichen Bereichen wie dem Gesundheitswesen, den Schulen usw.“, ergänzt Lukas Kerschbaumer, Center for Social and Health Innovation am MCI. Folgende Erkenntnisse ergab die Studie, um den Wintertourismus mit Covid-19 effizient und risikominimierend zu managen:

  1. Komplexität reduzieren
    Nicht alles muss akribisch kontrolliert werden.
    Besser ist es, für weniger, aber dafür entscheidende Hotspots einfache und wirksame Konzepte anzuwenden.
  2. Transparent kommunizieren
    Das Motto für die nächsten Monate muss lauten: Proaktiv und vorausschauend agieren und nicht warten, bis jedes Detail durch Maßnahmen der Länder oder Bundesregierung geregelt ist. Abgestimmte Maßnahmen sind jedoch zu begrüßen. 
  3. Einheitlich handeln
    Viele Akteure stecken viel Aufwand in Parallelaktivitäten. Potenzial für Synergien bleibt ungenutzt. Beispielsweise könnten viele regionale Investitionen in ein einheitliches Contact Tracing gebündelt werden.
  4. Kompromissbereitschaft fördern
    Die Konkurrenz sitzt nicht im Nachbartal, die Konkur- renten sind das Virus, die Reisewarnung und der Lock- down. Sicherheit ist dort gegeben, wo systematische Auflockerungen von Gruppen vorgenommen werden. Die Bereitschaft zur Reduktion von Auslastungen (Seilbahnen, Hütten, Beherbergungsbetriebe) muss bei allen Akteuren vorhanden sein.
  5. Attraktivität erhalten
    Nicht alle neuen Management-Maßnahmen müssen Convid-19 zugeordnet werden. Kein Gedränge beim Anstehen, Wartezeitenreduktion durch Online-Kartenbuchung, geregeltes Platzmanagement in Gondeln und Skihütten können auch einen neuen Servicegedanken etablieren und die Qualität der Angebote erhöhen.

Diese Erkenntnisse mündeten schließlich auch in einem „Leitfaden für den Wintertourismus“, in dem Möglichkeiten zu einer effizienten Ansteckungs-Risikovermeidung in Restaurant- und Beherbergungsbetrieben, Seilbahnen und sonstigen Tourismuseinrichtungen erläutert werden. Von der Schaffung verschiedener Mitarbeiter-Bubbles über die datenschonende Erfassung von Restaurant-/Hüttenbesuchern ausschließlich über ihre Telefonnummern (Stichwort: Contact Tracing) bis zur Erweiterung von Skilift-Karten-Verkaufsstellen bzw. Parkplätzen oder der Schaffung von Motivationsanreizen zum Besuch von Skihütten außerhalb der Stoßzeiten reicht die Palette der Empfehlungen. Durch all das hofft man, den westösterreichischen Tourismus bestmöglich auf die außergewöhnlichen Umstände dieser Wintersaison vorzubereiten und alle im Tourismus verantwortlichen Entscheidungsträger dabei zu unterstützen, eine möglichst sichere Wintersaison in ihrem jeweiligen Umfeld zu organisieren.

Wer seine Skiliftkarte virensicher online kauft, spart sich das Anstellen. Abstand halten ist aber auch am Sessellift nötig.