UNVERPACKTE SNACKS WAREN FAST NICHT VERKÄUFLICH

HYGIENISCHE VERPACKUNGEN

Gerade wegen Corona achten Bistro-Kunden vermehrt auf Hygiene im Shop, in den Vitrinen und beim Umgang mit Foodprodukten. Eine hygienisch einwandfreie Verpackung ist dabei oft kaufentscheidend.

Verpackungen erfüllen vier grundsätzliche Aufgaben: Sie umhüllen das Produkt, sie schützen es vor äußeren Einflüssen, sie ermöglichen den schadlosen Transport und sie bieten Informationen über das Produkt.

In den letzten Jahren war die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit in puncto Verpackungen vor allem auf die Themen Nachhaltigkeit und Müllvermeidung gerichtet. Gefragt waren vermehrt Verpackungsmaterialien und Transportbehältnisse, die die Umwelt möglichst wenig belasten. Das Motto lautete: Plastik ist out, nachwachsende Rohstoffe und biologisch abbaubare Materialien sind in. So wurden beispielsweise umweltbelastende Plastiksackerl in fast allen großen Supermärkten durch biologisch abbau-
bare Sackerl bereits ersetzt.
Auch viele Unterwegsversorger schlossen sich diesem Trend an. Darüber hinaus beschloss das Europäische Parlament im März 2019 ein Verkaufsverbot von Einweg-Kunststoffartikeln wie etwa Einweg-Tellern und -Besteck, Strohhalmen aus Plastik, Fast-Food-Behältern und Bechern aus ex-
pandiertem Polystyrol ab 2021.
Alternative Materialien, wie mit Biokunststoffen beschichtete Papier- oder Kartonverpackungen, Verpackungen aus Zuckerrohrabfall (Bagasse) oder essbare Verpackungen aus Weizenkleie, wurden dynamisch entwickelt und sind am Markt auch erhältlich. Als wirklich universell einsetzbare Verpackungslösung der Zukunft hat sich aber noch keine dieser Entwicklungen durchgesetzt.

Auch auf die Müllvermeidung, möglichst durch den Verzicht auf unnötige Verpackungen, wird von immer mehr Menschen Wert gelegt. So ergab eine Umfrage in Deutschland, dass es für 96 % aller Konsumenten wichtig ist, dass weniger Verpackungsmüll entsteht.

In einer von GLOBAL 2000 im Februar dieses Jahres durchgeführten Umfrage befürworten 83 % der österreichischen Bevölkerung die Einführung eines Pfandsystems, um Verpackungsmüll zu vermeiden. Auch eine im Februar publizierte Studie der österreichischen Bundesregierung zu Pfandsystemen identifiziert Mehrweglösungen und Pfandsysteme als effizienteste Mittel gegen Verpackungsmüll und für die Erhöhung von Sammel- und Recyclingquoten.

Corona verschiebt die Prioritäten

Nachhaltigkeit und Müllver-
meidung sind natürlich weiterhin Zukunftsthemen. Aufgrund der Corona-Pandemie kommt bei Lebensmittelverpackungen aber nun speziell der Schutzfunktion vor äußeren Einflüssen besonders viel Bedeutung zu. Denn obwohl es keine bekannten Fälle gibt, bei denen nachgewiesen ist, dass sich Menschen über den Verzehr kontaminierter Lebensmittel mit Covid-19 infiziert haben, spielt die Verpackung nun auch als Corona-Schutz eine wesentliche Rolle. „Frische Snacks, die selbst zubereitet wurden und unverpackt in der Bistro-Vitrine lagen, waren in der heißen Corona-Phase fast nicht verkäuflich“, erklärt Lekkerland-Foodservice-Manager Christoph Fank dazu. Obwohl sich die Situation schön langsam wieder normalisiert, rät Fank Bistrobetreibern  bzw. Food-Anbietern, frisch zubereitete Snacks, wie zum Beispiel Wurstsemmeln, in atmungsaktive Lochfolien zu verpacken und so in der Vitrine zu präsentieren. Der Frische-Charakter bleibt dadurch erhalten und die Hygiene ist einwandfrei. Dieser Ratschlag im Sinne der derzeitigen Situation zeigt aber auch, dass der Wunsch nach Nachhaltigkeit und Müllvermeidung schnell ins Hintertreffen gerät, wenn die eigene Gesundheit vermeintlich auf dem Spiel steht. Denn die Verpackung einer Wurstsemmel mit einer Lochfolie ist aufgrund des Plastikgehalts der Folie nicht wirklich nachhaltig und der Verpackungsmüll wird damit auch nicht reduziert.

Apropos Nachhaltigkeit: Eine Verpackung ist dann nachhaltig, wenn alle vier Grundaufgaben ausreichend gut erfüllt werden. Also wenn die Verpackung zum Beispiel auch genug Schutz bietet, um eine entsprechende Produkthaltbarkeit zu garantieren. Ein Joghurtbecher aus Polypropylen (PP) kann somit durchaus nachhaltiger sein als ein Joghurtbecher aus papierbasiertem Kunststoffverbund, da der PP-Becher gut recycelt werden kann und die Haltbarkeit des verpackten Lebensmittels verlängert.

Verpackung von Coffee-to-go

Für Coffee-to-go werden immer häufiger beschichtete Kartonbecher mit Kartondeckeln verwendet. Die Becher sind zwar umweltfreundlicher als reine Plastikbecher, Müll entsteht durch die Einwegverpackung aber trotzdem. Deswegen bieten einige Coffee-to-go-Anbieter spezielle Mehrwegbecher mit Austauschservice an. Dabei werden gebrauchte Kaffee- oder Tee-Becher gegen gleichartige, jedoch saubere Becher ausgetauscht. Der gebrauchte Becher wird vom Anbieter gereinigt und kommt dann wieder in den Austauschkreislauf. Diese Methode ist müllvermeidend, funktioniert aber nur bedingt. Foodmanager Fank sieht den Grund dafür darin, dass die meisten Coffee-to-go-Käufer den Mehrwegbecher nicht aufbewahren oder beim nächsten Shop-Besuch einfach vergessen. Bleibt noch der eigene Coffee-Cup aus Kunststoff oder Metall, der gleichzeitig auch als Wärmeflasche dient. Die trendigen Trinkbecher sind zwar eigentlich zum Mitnehmen des zu Hause selbst gebrühten Kaffees gedacht, doch immer mehr smarte Kaffeegenießer lassen sich ihren Becher unterwegs von Coffee-to-go-Anbietern füllen. Das bietet Bistro-Betreibern auch neue Chancen, denn mit eigenen, im Unternehmensdesign gestalteten Cups, die man günstig verkauft oder vielleicht sogar treuen Kunden schenkt, kann man Coffee-to-go-Stammkunden generieren. Auch oder gerade in Zeiten, die von einem unsichtbaren Virus beherrscht werden.

Christoph Fank,
Foodservice-Manager,
Lekkerland Österreich

Dein Shop Plus: Herr Fank, hat Corona den Einkauf von frischen Snacks bei  Unterwegsversorgern verändert?

Christoph Fank: Es war eine extreme Änderung zu bemerken. Von Bistro-Betreibern selbst zubereitete, frische Snacks, wie zum Beispiel belegte Brote oder Wurstsemmeln, die unverpackt in der Verkaufsvitrine präsentiert wurden, waren zeitweise fast nicht verkäuflich. Gefragt waren fertig verpackte, frische Snacks, die wir glücklicherweise auch im Programm haben und auf die auch viele unserer Kunden rasch umgestiegen sind. Die Situation normalisiert sich aber schön langsam wieder.

Dein Shop Plus: Was raten Sie Foodservice-Unterwegsversorgern in der derzeitigen Situation?

Christoph Fank: Die Situation ist besonders an Tankstellen schwierig. Häufiges Händewaschen oder Händedesinfizieren, Zubereitung der Speisen in Bereichen, wo die Hygiene gewahrt ist, und ein eigenes Food-Personal, das vielleicht sogar durch spezielle Kleidung erkennbar ist, wären ratsam. Und auf unverpackt offen liegende Weckerl, ob belegt oder unbelegt, würde ich derzeit auch verzichten. Mit einer Lochfolie verpackte Speisen sind beispielsweise hygienisch einwandfrei verpackt, der Frische-Charakter bleibt erhalten und die Kunden sehen, was sie kaufen.

Dein Shop Plus: Was tut Lekkerland Österreich, um die Hygiene in den Lager- und Umladestationen zu gewährleisten?

Christoph Fank: Bei Lekkerland gibt es kein einziges unverpacktes Produkt. Alle Lebensmittel werden von unseren Lieferanten bereits verpackt angeliefert. Es gibt also keinen direkten körperlichen Kontakt mit den Waren. In unseren Lagern wird selbstverständlich Mundschutz getragen, wenn der Sicherheitsab-
stand nicht eingehalten werden kann.

Dein Shop Plus: Was halten sie beim Coffee-to-go vom Befüllen privater  Warmhalte-Coffee-Cups oder von Mehrwegbechern, die in einem Austauschsystem angeboten werden?

Christoph Fank: Umweltbezogen und persönlich finde ich das natürlich gut. Aber ich glaube, dass diesbezüglich Wunsch und Realität noch sehr auseinanderklaffen. Bei den Anbietern von Becher-Pfandsystemen bzw. -Austauschsystemen, die ich kenne, beträgt der Verwenderanteil nur rund ein Prozent. Ich finde auch, dass da von den Kunden sehr viel verlangt wird. Sie müssen die Becher aufbewahren, zu Hause auswaschen, damit sie nicht kleben oder riechen, und dann auch noch daran denken, sie beim nächsten Shop-Besuch wieder zur Rückgabe mitzunehmen. Bei den privaten Coffee-Cups sehe ich wiederum hinsichtlich der Hygiene Probleme.


Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass Covid-19 vor allem die hygienischen Anforderungen an To-go-Verpackungen erhöht hat und somit –
zusätzlich zum Thema Nachhaltigkeit – ein weiteres Bedürfnis der Konsumenten in die Auswahl der richtigen Verpackung für Snacks mit einfließt. Shops, die diese geänderten Bedürfnissen erfüllen, werden auch in Zukunft die Nase vorn haben.