DER WEG ZUR KLIMAGERECHTEN MOBILITÄT

Der Einsatz von drei unterschiedlichen Prinzipien führt zu einem klimagerechten Mobilitätssystem: Effizienz, Konsistenz und Suffizienz.

Im Pariser Klimaabkommen haben sich im Dezember 2015 erstmals 195 Länder auf ein allgemeines, rechtsverbindliches, weltweites Klimaschutzabkommen geeinigt. Die EU fungiert dabei als Vorreiter und auch Österreich hat sich verpflichtet, seinen Beitrag zu leisten, um den Anstieg der weltweiten Durchschnittstemperatur möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen. Der Sektor Verkehr ist lt. Bundesumweltamt mit einem Anteil von 28,8 % zweitgrößter Verursacher von Treibhausgas-Emissionen in Österreich. Während in den anderen relevanten Sektoren Energie und Industrie, Gebäude und Landwirtschaft die Treibhausgas-Emissionen zwischen 1990 und 2016 reduziert werden konnten, verzeichnete der Verkehrssektor im gleichen Zeitraum einen Anstieg um 66,7 %.

Die vorliegenden Daten zeigen: Mobilität ist ein deutlicher Treiber des Klimawandels und es bedarf disruptiver Änderungen. Technologien, wie etwa Elektromobilität oder der Einsatz biogener Treibstoffe, können einen großen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele im Verkehrssektor leisten, werden aber für eine umfassende Mobilitätswende nicht ausreichen. Es braucht darüber hinaus neue Organisationsformen von Mobilität, vor allem aber ein verändertes Mobilitätsverhalten jedes einzelnen Menschen. Der Weg zu einem klimagerechten Mobilitätssystem führt über den Einsatz dreier unterschiedlicher Prinzipien: Effizienz, Konsistenz und Suffizienz“, erklärt DI Arno Klamminger, Head of Center for Mobility Systems
des AIT Austrian Institute of Technology.

AIT Austrian
Institute of Technology

Center for
Mobility Systems

Mobilität ist ein wesentliches Kernelement unserer Gesellschaft. Am Center for Mobility Systems forschen rund 100 MitarbeiterInnen unter der Leitung von DI Arno Klamminger an den Lösungen für die Mobilität der Zukunft. Im Sinne eines ganzheitlichen Ansatzes werden Personenmobilität, Güterlogistik und Transportinfrastruktur behandelt, wobei Effizienz, Sicherheit und ökologische Nachhaltigkeit im Fokus der Forschungsarbeit stehen. Umfassendes System-Know-how, wissenschaftliche Exzellenz und langjährige internationale Erfahrung ermöglichen es den AIT-ExpertInnen, Antworten auf die brennendsten Fragen im Mobilitätsbereich zu geben und somit Industrie und Gesellschaft schon heute mit den Lösungen von morgen zu bedienen. Das Center for Mobility Systems ist Teil des AIT Austrian Institute of Technology, Österreichs größter außeruniversitären Forschungseinrichtung für zentrale Infrastrukturthemen der Zukunft.

www.ait.ac.at/mobilitysystems 

Effizienz verbessert das Verhältnis von Ressourceneinsatz und erzielten Ergebnissen. In Bezug auf die Mobilität stellt zum Beispiel eine gleichbleibende Antriebsleistung mit geringerem Kraftstoffverbrauch eine Effizienzverbesserung dar. Effizienzsteigerungen durch geringeren Kraftstoffverbrauch werden allerdings allzu oft durch sogenannte Rebound-Effekte verwässert oder sogar zunichtegemacht. So führte beispielsweise die Entwicklung sparsamerer Motoren in der Vergangenheit nicht zu den erwünschten Treibstoff-Einsparungen, da im Gegenzug leistungsstärkere Autos verkauft wurden. Oder es wurde länger und öfter mit dem Auto gefahren, da der Betrieb eines sparsameren Autos auf den Kilometer gerechnet billiger kommt. Dennoch, eine effizientere Nutzung vorhandener Ressourcen bietet große Chancen. Beispielsweise durch Pooling (mehrere Personen schließen sich zu einer Autofahrt zusammen) und die Vermeidung von Leerfahrten oder On-Demand-Services (Busse oder Taxis fahren auf Abruf) in Gebieten mit geringer Bevölkerungsdichte. Auch im Bereich der Logistik ist es sinnvoll und notwendig, die Effizienz zu erhöhen, um CO2-Emissionen im Lieferverkehr zu reduzieren. Kooperationen für betreiberübergreifende Zustellungen bergen vor allem in ländlichen Gebieten ein großes Potenzial zur Vermeidung von Leerfahrten. Städte könnten mithilfe solcher Modelle auch weitere Probleme, wie etwa Verkehrsbehinderungen durch in zweiter Reihe haltende Lieferwägen, in den Griff bekommen.

Konsistenz setzt auf die Vereinbarkeit von Natur und Technik. So wird beispielsweise versucht, negative ökologische Auswirkungen des Straßenverkehrs durch den Einsatz biogener Treibstoffe zu unterbinden. Da Konsistenz-Maßnahmen keinen Konsumverzicht erfordern, erfreuen sie sich meist großer Akzeptanz. Oftmals scheitern diese Ansätze aber an der technischen Machbarkeit oder an mangelnder Wirtschaftlichkeit. Dennoch leistet das Konsistenz-Prinzip einen entscheidenden Beitrag zu einem nachhaltigen Mobilitätssystem: Maßnahmen zur Dekarbonisierung durch die Verlagerung zu alternativen Antriebsarten (z. B. Batterie, Wasserstoff) sind jedenfalls zu begrüßen, wenngleich es hier noch einiges an Forschungs- und Entwicklungsarbeit braucht, um tatsächlich eine gesamtheitliche CO2-neutrale und umweltschonende Mobilität zu ermöglichen (die auch die Fahrzeug- und Antriebsproduktion umfasst). Auch die Förderung aktiver Mobilität (Zufußgehen oder Fahrradfahren) sowie die Verlagerung des Personen- und Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene oder die vermehrte Nutzung der Binnenschifffahrt für den Gütertransport sind in diesem Zusammenhang zu nennen. Voraussetzung ist eine zukunftsorientierte Verkehrsinfrastruktur, die nachhaltige Mobilitätsformen erst ermöglicht.

Suffizienz verfolgt das Ziel einer möglichst hohen Ressourcenschonung bzw. eines möglichst geringen Rohstoff- und Energieverbrauchs. Das Suffi-zienz-Prinzip fordert die Einschränkung des Ressourcenverbrauchs auf ein „ausreichendes“ Maß und orientiert sich dabei an den natürlichen Grenzen. Suffizienz stellt daher auf eine Änderung des menschlichen Mobilitätsverhaltens ab. Maßnahmen nach diesem Prinzip sind gesellschaftlich mitunter schwer umzusetzen, da sie einen Verzicht bzw. die Änderung von Konsum- und Verhaltensmustern bedingen. Andererseits erfährt Suffizienz vor dem Hintergrund der Klimadiskussion zunehmend auch eine positive Bewertung, da sie auf eine verantwortungsbewusste Ressourcennutzung abzielt. Ein individuelles Mobilitätskonto

könnte zum Beispiel in Zukunft für jede Person die maximal verträgliche Menge an Emissionen anzeigen, die in einem gewissen Zeitraum „verbraucht” werden kann. Von der tatsächlichen Realisierung eines solchen Ansatzes sind wir jedoch noch weit entfernt. Eine weitere Möglichkeit zur Reduzierung des Ressourcenverbrauchs wäre der Einsatz von Technologien wie Virtual Reality oder zukünftig vielleicht holografischen Verfahren, der so manche Reise von A nach B überflüssig machen würde. Die massiv angestiegenen virtuellen Meetings während der Corona-Krise haben bewiesen, dass es Alternativen zu den täglichen Fahrten ins Büro gibt und viele Reisen zu Besprechungen im In- und Ausland vermieden werden können.

Verbessern, verlagern, vermeiden

Nur eine konsequente Verbindung dieser drei Prinzipien ermöglicht in Zukunft eine klimaverträgliche Mobilität. Das AIT Austrian Institute of Technology beschäftigt sich wissenschaftlich mit vielen essenziellen Fragen dazu. Die Antworten auf diese Fragen, der politische Diskurs darüber und die Akzeptanz in der Bevölkerung bestimmen maßgeblich, wie unsere Mobilitätszukunft aussehen wird.

Lekkerlands Beitrag zur klimaverträglichen Mobilität:

  • Optimierte Tourenplanung, treibstoffsparendes Fahren und teilweiser Einsatz von E-Autos und Gas-Lkws über Lieferpartnerschaft mit TKL (siehe Seite 16)
  • CO2-neutraler Versand und Zustellung von Lekkerland-Paketen über die Österreichische Post AG